Macht sich das Älterwerden bei nahestehenden Personen bemerkbar, sind Angehörige meist auf verschiedenen Ebenen gefordert.
Braucht eine nahestehende Person Unterstützung im Alltag, empfinden das alle Beteiligten meist nicht als ganz einfach. Wenn es sich dabei um die eigenen Eltern handelt, ist das nicht nur für sie, sondern auch für die Kinder oft ganz besonders schwierig. Denn damit findet zugleich ein Rollentausch statt, der für beide Seiten schmerzhaft ist.
Eltern kümmern sich seit der Geburt ihrer Kinder immer um sie. Doch irgendwann findet ein Rollentausch zwischen den Generationen statt. Durch das fortgeschrittene Alter, eine Demenz oder den Verlust der Selbstständigkeit benötigen die Eltern oder vielleicht auch eine andere nahestehende Person Unterstützung, um den Alltag zu bewältigen. Diese Lebensphase ist insbesondere für die Eltern nicht einfach und verunsichert sie in ihrem Selbstvertrauen. Einerseits sind sie dankbar für die Unterstützung durch die Kinder und anderseits wollen sie ihnen nicht zur Last fallen. In vielen Diskussionen in der Familie drückt sich dieses Dilemma dann mit dem folgenden Satz aus: «Behandle mich nicht wie ein Kind.»
Das Altern der Eltern mitzuerleben ist allerdings auch für die Kinder nicht einfach. Zum einen erinnert es daran, dass auch sie älter werden. Zum anderen löst es gewisse Ängste hinsichtlich der Zukunft aus. Von nun an sind sie nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für die Eltern verantwortlich – neben den eigenen Kindern und Enkelkindern. In diesem Zusammenhang stellen sich viele Fragen. Vor allem geht es immer wieder darum: Wie viel Unterstützung können und wollen die Kinder leisten. Nicht selten entwickeln Angehörige Schuldgefühle gegenüber den Eltern, weil sie sich verpflichtet fühlen, mehr zu leisten, als sie dazu bereit sind.
Eine solche Entwicklung und die gemischten Gefühle, die der Rollentausch auslöst, sind völlig normal. Diese Gefühle sollten nicht ignoriert, sondern in der Familie offen angesprochen werden. Nur so lassen sich Schritt für Schritt entsprechende Massnahmen treffen, die laufend der verändernden Situation angepasst werden müssen
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Mit dem Älterwerden sind die Eltern unter Umständen verstärkt auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen. Wichtig ist, ihnen nicht einfach alles abzunehmen, sondern sie dabei zu unterstützen, möglichst lange selbständig zu bleiben.
Irgendwann brauchen die Eltern die Kinder enger an ihrer Seite. Geben Sie ihnen die nötige Unterstützung ausreichend, aber nicht mehr als nötig. Achten Sie darauf, dass die Eltern selbständig erledigen, was sie noch gut können. Dies ist ein laufender Prozess, der alle Lebensbereiche betrifft und immer wieder mal gemeinsam überprüft und angepasst werden muss.
Überlegen Sie sich, ob die Wohnsituation an die neuen Bedürfnisse der Eltern angepasst werden müsste. Könnte z.B. ein Wohnungswechsel (Lift, hindernisfreie Wohnung) den Alltag erleichtern? Helfen Sie Ihren Eltern, die Wohnung nach ihren Bedürfnissen einzurichten, um Stürze zu vermeiden. Entfernen Sie Stolperfallen wie, Teppichvorleger oder Kabel etc. und setzen Sie dimmbare Nachtlichter ein.
Rutschfeste Matten in der Badewanne oder Dusche sorgen für einen sicheren Stand. Ein Duschbrett oder Klappsitz ermöglicht, sitzend zu duschen. Das ist gerade bei Bewegungseinschränkungen und bei Kraftlosigkeit hilfreich. Lassen Sie sich von Fachpersonen der Spitex oder aus der Ergotherapie beraten.
Bei Einschränkungen im Gehen, Hören, Sehen aber auch in der Beweglichkeit gibt es für die unterschiedlichsten Bedürfnisse verschiedenste Hilfsmittel von diversen Anbietern. Fordern Sie Ihre Eltern auf, sich bei Bedarf möglichst frühzeitig Hilfsmittel zu beschaffen und unterstützen Sie sie bei der Suche. Denn solche Hilfsmittel tragen dazu bei, dass die Eltern trotz Einschränkungen so lang wie möglich selbständig zuhause leben können.
Der Mensch braucht Bewegung und den Austausch mit Bekannten und Freunden, mit Nachbarinnen und Nachbarn. Ermuntern Sie Ihre Eltern dazu, sowohl Körper als auch Geist und Psyche Sorge zu tragen. Manchmal ist es hilfreich, wenn Sie die Eltern die ersten Male zu einem Anlass begleiten, wie z.B. zum Mittagstisch, ins Fitness, zum Chor, zum Quartiertreff für Senioren, zum Spielnachmittag etc., bis sie etwas Fuss gefasst haben. Denn ältere Menschen fällt es oft schwer, neue Kontakte zu schliessen.
Achten Sie auf allfällige Veränderungen, die auf eine schwere Krankheit hindeuten. Werden solche Erkrankungen frühzeitig erkannt, lassen sie sich besser behandeln.
Schlagen Sie Ihren Eltern vor, im Alltag externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen (Spitex, Fahrdienst, Rotkreuz-Notruf usw.). Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie auf Widerstand stossen. Es braucht meist mehrere Anläufe, bis diese Hilfen akzeptiert werden.