Die Betreuung und Pflege von Angehörigen und anderen nahestehenden Personen ist eine anspruchsvolle Aufgabe und nicht selbstverständlich. Doch der moralische Druck – der eigene wie der von aussen – ist generell sehr hoch. Der gute Wille ist da – die Realität im Alltag zeigt sich aber dann vielfach ganz anders. Das löst nicht nur oft starke Schuldgefühle aus, sondern die eigenen Kräfte können dabei ziemlich strapaziert werden. Darum ist es so wichtig, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, was ein solches Engagement bedeutet und wie weit es gehen soll.
Seien Sie ehrlich mit sich selbst. Zwingen Sie sich zu nichts, weil man das von Ihnen erwartet.
Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr und ernst. Sind Sie körperlich und psychisch genügend belastbar, um diese anspruchsvolle Aufgabe zusätzlich zu übernehmen? Lassen sich Betreuung und Pflege mit Ihrer familiären und beruflichen Situation vereinbaren?
Üben Sie keinen Zwang auf sich selbst aus. Sie sind auch niemandem Rechenschaft schuldig. Sie allein wissen, was Sie sich zumuten können und was nicht.
Wenn die Eltern älter werden, sind die Kinder stark gefordert.
Umso wichtiger ist es, dass Sie rechtzeitig klären, wo die Eltern Entlastung brauchen und wollen. Aber auch Sie müssen sich überlegen, welche Hilfe Sie bereit sind zu leisten. Neben den zeitlichen Ressourcen kommt es insbesondere auf die Qualität der Beziehung zu den Eltern an. Belasten Sie unausgesprochene Verletzungen oder Widerwillen gegenüber Ihren Angehörigen, ist das keine gute Ausgangslage, um Betreuung und Pflege zu übernehmen.
Wie viel Sie zu leisten bereit sind, dafür gibt es keine Norm. Wichtig ist, dass Sie entscheiden, ohne sich dazu gedrängt zu fühlen.
Sie sind nicht dazu verpflichtet, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu pflegen. Allerdings...
...ist es äusserst sinnvoll, solche Situationen in gesunden Tagen und frühzeitig miteinander offen und ehrlich zu besprechen. Nicht alle möchten z.B. von ihrem Partner oder ihrer Partnerin gepflegt werden. Weiss man vom andern, was er sich vorstellt, kann man in seinem Sinne handeln. Situationen können sich aber auch verändern.
Deshalb ist es wesentlich, aufmerksam zu sein und von Zeit zu Zeit miteinander zu prüfen, ob sich etwas verändert hat und ob allenfalls Abmachungen angepasst werden müssen.
Es ist zentral, dass Ihre eigene Familie hinter Ihrem Entscheid steht, Betreuungs- und Pflegeaufgaben zu übernehmen.
Nur wenn Ihre Familie Ihren Einsatz grundsätzlich befürwortet, können Sie sich voll und ganz auf Ihre Aufgabe einlassen. Sonst stehen Sie ständig unter Strom, was zermürbend ist und sich schliesslich gesundheitlich und psychisch sehr belastend auf Sie auswirken kann.
Denken Sie bereits zu Beginn daran, wer ihre Vertretung übernehmen könnte, wenn Sie plötzlich ausfallen oder Ruhezeit benötigen.
Führen Sie diese Personen rechtzeitig in die Aufgabe ein. So lernt auch die von Ihnen betreute Person Ihre Vertretung kennen. Wichtig ist ebenfalls, dass Sie mit den zu betreuenden Angehörigen von Anfang an klären, dass es diese Vertretung braucht, ebenso wie die Unterstützung und Entlastung durch externe Dienstleister oder einen Ferienaufenthalt in einer entsprechenden Institution.
Machen Sie klar, dass Sie genügend Erholungszeit brauchen, damit Sie die Betreuungs- und Pflegeaufgaben auch gut meistern können. Ist das von Anfang an geregelt, brauchen Sie nicht jedes Mal neu zu diskutieren, warum und weshalb diese Massnahme nötig ist.